Berichte
Salamanca, Segovia, Steineichen und Stiere! – Vom 30.09. bis 04.10.2024
Bericht der Busreise nach Segovia und Salamanca
vom 30. September – 4. Oktober 2024 von Bruno Brütsch
1. Tag
Pünktlich um 06.15 Uhr nahm der Bus die Fahrt zu unserem ersten Ziel auf: Segovia. An Bord eine muntere und neugierige Schar Mitglieder und Gäste des Club Suizo de Rojales. Draussen ist es noch kühl und dunkel und so nutzen die meisten von uns die erste Stunde für ein kurzes Nickerchen. Doch spätestens als der Bus Segovia erreichte, ging ein Raunen durch den Bus. Denn man fährt direkt auf das prächtige Wahrzeichen der Stadt zu, das antike Aquädukt. Quer über die Einfallstrasse führt das eindrückliche, fast 30 Meter hohe Bauwerk aus der Römerzeit. Es zieht jeden Neuankömmling augenblicklich in seinen Bann. Zuerst aber braucht die ganze Gruppe eine Stärkung und macht sich ohne Koffer auf zu einem rustikalen Restaurant, wo wir schnell und fürstlich bewirtet werden. Unsere Koffer bringt ein Kleinbus durch die engen Gassen hoch zum Hotel. Toller Service. Am frühen Abend dann Besichtigung der imposanten Burg „El Alcazar“ am Stadtrand. Das über tausendjährige Monument war immer wieder Sitz spanischer Könige und in erstaunlich gutem Zustand.
2. Tag
Eine kurze Busfahrt zur königlichen Glasmanufaktur nach Granja. Ein weitläufiges Museum mit teilweise exklusiven Einzelstücken aus Glas, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Wir können hier aber auch den Glasbläsern bei der Herstellung von Weihnachtskugeln zusehen oder die Präzisionsarbeit einer jungen Frau bewundern, die wunderschöne Weingläser graviert.
Danach Besuch des königlichen Schlosses „Granja de San Ildefonso“, auch kleines Versailles von Spanien genannt. Und in der Tat: wer das Original in Versailles, oder sein kleineres Pendant Schönbrunn in Wien kennt, fand sich im Schlosspark Granja schnell zurecht. Eine üppig angelegte Wassertreppe mit reich dekorierten Wasserspielereien, daneben lauschige, von hohem Grün begrenzte, Schleichwege im Schlossgarten. Leider werden die Wasserspeier nur zu bestimmten (Feier-)Tagen in Betrieb gesetzt. Wohl auch ein Zugeständnis an die überall herrschende Wassernot in Spanien. Nach der Rückfahrt in Segovia geht es zu einem ganz speziellen Mittagessen. Aufgetischt wird die regionale Spezialität „Cochinillo“ (Spanferkel), die vorzüglich mundete und dem Koch samt Belegschaft mit einem Sonderapplaus unserer Mitglieder verdankt wurde. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. Die einen mussten sich ausruhen, die anderen wanderten durch die Gassen, um das Aquädukt noch einmal in Ruhe anzuschauen.
3. Tag
Weiterfahrt nach Salamanca. Schier endlos zieht die typisch hügelige Landschaft mit Tausenden von alten Steineichen an uns vorbei und zum ersten Mal sehen wir auch Kühe Stiere und Pferde auf den weiten Feldern. Bei der Ankunft am Stadtrand von Salamanca empfangen uns die beiden Stadtführerinnen. „Wir könnten jetzt in zehn Minuten zur Plaza Mayor laufen“, meinten sie. „Doch bei all den Sehenswürdigkeiten werden wir über zwei Stunden brauchen“. Und in der Tat, Salamanca gleicht hier mehr einem riesigen antiken Museum, denn einer Grossstadt. Vorbei an der ältesten Universität Spaniens, umrahmt von zwei Kathedralen und einem Klosterbau. Oder war es andersrum? Man watet hier sprichwörtlich in der Geschichte. Schliesslich die gigantische Plaza Mayor im Zentrum, die uns trotz ihrer Schlichtheit als Einzelne etwas verloren dastehen lässt. Hotelbezug nur ein paar Minuten vom Zentrum entfernt. Gemeinsames Abendessen.
4. Tag
Der vierte Tag wird uns durchrütteln. Nicht nur physisch. Wir besuchen eine traditionelle Stier- und Mutterkuh-Zucht. Bereits bei der Ankunft geht der einen und dem anderen durch den Kopf: Hier werden Stiere wohl auch für den umstrittenen Stierkampf gezüchtet? Und ja, es ist so: Der junge Verwalter erklärt uns die Stierzucht wort- und gestenreich und sichtlich auch stolz. Seine Ausführungen gipfeln in dem Satz: Stiere leben um zu kämpfen, was bei einigen von uns mindestens ein Stirnrunzeln erzeugt. Allem voran aber, betont der junge Mann, seien die Tiere unabdingbar für das Ökosystem. Ohne die Stiere, ohne die Stierzucht, würde das Ökosystem der ganzen Gegend nachhaltig gestört.
Dann besteigen wir alle einen alten, verbeulten Landwirtschaftsanhänger und werden von einem ebenso alten Traktor fast zwei Stunden kreuz- und quer über den steinigen, felsigen Boden gezogen und stellen lachend fest, dass es für einmal wir sind, die da eingepfercht herumgefahren werden. Es war abenteuerlich und spannend, diesen riesigen Bullen einmal so nahe zu kommen. Von Wiese zu Wiese werden wir geführt, wo Muttertiere mit ihren Kälbern, Rindern und einem Stier weiden, oder die zweijährigen, oder vierjährigen Bullen eine Gruppe bilden. Da stehen sie, oder folgen unserem merkwürdigen Gefährt, diese bulligen Tiere, die bis zu 500 Kilo schwer werden können. 1200 Stiere und gut 2000 Mutterkühe mit ihren Kälbern leben hier auf der gut 1500 Hektar grossen Finca. In Freiheit, in absoluter Freiheit.
Stierkampf gilt in einigen Regionen Spaniens noch immer als kulturelle Tradition. Vor allem in Andalusien oder Madrid. Wir erfahren viel, sehr viel über diese Tiere. Bekommen grossen Respekt. Verlieren aber unsere Zweifel nicht. Die Fragen bleiben.
Danach führt uns eine kurze Busfahrt ins nahe gelegene, bezaubernde Bergdorf La Alberca, mit kurzweiligem Bummel durch die schön geschmückten engen Gassen mit reichlich Blumen und viel Historie. Abends bekommen wir nochmals die Möglichkeit, Salamanca individuell bei Nacht und Licht zu erkunden.
5. Tag
Auf der Heimfahrt machen wir einen Zwischenhalt in Avila. Die imposante, rund drei Meter dicke und zwölf Meter hohe und gut erhaltene Stadtmauer umschliesst das Zentrum komplett. Sie ist auf einer Länge von mehreren hundert Metern begehbar und bietet eine tolle Fernsicht ins hügelige Hinterland. Abschliessend geht es zum letzten gemeinsamen Mittagessen. Auf der Fahrt zurück nach Quesada gilt es, nochmals zwei kurze Zwischenhalte zu machen, um die gesetzliche Ruhezeit für den Busfahrer Miguel einzuhalten.
Ein riesiger Dank für die bis ins letzte Detail perfekt organisierte Reise von Gabriela! Zusammen mit unserem Busfahrer Miguel behielt sie stets die Übersicht und ihr Zeitplan wurde in typisch schweizerischer Manier minutiös eingehalten. Und auch das darf hier erwähnt werden: das alles zu einem absoluten Top-Preis!!
Gruss
Bruno
Die Fotos von dieser Reise sind bereits auf unserer Webseite zu sehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle auch an Charlotte (www.clubsuizoderojales.ch / Galerie > Fotos).